Ein Zug nach Nirgendwo
Zu den wenigen positiven Dingen, die man über den Frankfurter ÖPNV sagen kann, gehörte bisher dessen Resistenz gegenüber der mehr als fragwürdigen Namensrechteverwertungspraxis im globalen Markt Bundesliga. Mit welcher Wortmissbildung einige wenige das Waldstadion seit einiger Zeit umschreiben, dürfte hinlänglich bekannt sein. Als nun der seit 1933 'Sportfeld' genannte S-Bahnhof 61 Jahre nach der Befreiung nicht zur Filiale einer Großbank, sondern schlicht in 'Stadion' umfirmierte, wurde das von den Traditionalisten in der Fanbasis als Erfolg gefeiert. Als genauso erfreulich quittierte man die Straßenbahnen, die weiterhin trotzig 'Stadion' auf ihrem Fahrtzielschild angaben. Das war eine der letzten Konstanten inmitten all der sich immer schneller zum Ärgerlichen entwickelnden Nebensächlichkeiten unserer neuen Stadionsphäre. Deswegen war ich auch nicht allzu beunruhigt, als ich die Stadionbahn am frühen Freitagabend vor meiner Nase davonfahren sah. Die nächste würde sicher gleich kommen. Doch weit gefehlt. Es kam keine mehr. Die Blankoschecks/Einstweiligen Verfügungen der Arenabetreiber zeigen offenbar doch Wirkung bei den Verantwortlichen des RMV. Die Bahnen haben jetzt ein anderes Ziel. Erst wollte ich gar nicht einsteigen. Dann hab ich mich doch mitnehmen lassen, ich wollte ja das Spiel sehen. Das war dann aber wieder zum wegschauen. Der Zug ist wohl abgefahren.
frankfurterniveau - 18. Feb, 15:07