Montag, 5. Februar 2007

die welt zu gast bei freunden

So oder so ähnlich hieß das Motto ja sicher auch bei unseren handballernden Weltmeistern. Besonders zu Herz genommen wurde das offensichtlich von den Sportsfreunden aus Ingolstadt. Die hatten ein Bettlaken mit der aus tiefster Fanseele stammenden Forderung:

Unsere Autos könnt ihr haben - unser Titel bleibt hier!
-MTV Ingolstadt

beschriftet. Dieser ebenso dezente wie nett gemeinte Hinweis wurde von den polnischen Gästen prompt umgesetzt. Unser Titel bleibt ja bei uns. Und es ist zwar nicht überliefert wie es um seine Autoschlüssel steht, den Deutschland-Schal hatte Polens Premier Kaczinsky Hotte Köhler vor der Siegerehrung aber bereits abgeluchst. Und, wie einst Indy im Tempel des Todes, unbemerkt mit einem rot-weissen Platzhalter ersetzt.

Sonntag, 4. Februar 2007

überraschungs eier

Ungewöhnliche Dinge tun sich derweilen im Frankfurter Stadtwald.

Überraschung No. 1: Die Aufstellung
Die Innenverteidigung wird weggelassen. Hatte sich zuletzt sowieso eher selbst denn dem Gegner im Weg gestanden. Nur ein defensiver Mittelfeldspieler. Dafür drei Stürmer von Beginn an. Die mutigste Aufstellung seit langem.

Das Ei dabei: Es nutzt nichts.
Harmloser als Mainz kann eine Fussballmannschaft wohl nicht spielen. Inkonsequenter als Frankfurt leider auch nicht.

Überraschung No. 2: Funkels Analyse
Nach dem "Offensiv-Experiment" sei ihm "klargeworden, dass es nicht darauf ankommt, wieviel Stürmer auf dem Platz stehen, sondern wie sie sich bewegen."

Das Ei dabei: Wie Bitte?
Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen bedarf es eines Experiments? In einem Bundesligaspiel?

Überraschung No. 3: Funkels Fazit
"Verdientes Unentschieden, wem der Punkt mehr nutzt wird sich erst am Ende der Saison zeigen."

Das Ei dabei: Oh Mann!
Wenn man, in einer Halbzeit, dreimal freistehend vor dem Tor das Ding nicht reintut, kann ein Spielergebnis ohne Tore nicht verdient sein. Bestenfalls glücklich. Und zwar für die anderen. Außerdem: Ein Unentschieden in einem Heimspiel gegen einen direkten Konkurrenten nutzt in aller Regel nur dem Konkurrenten, der ein Auswärtsspiel nicht verloren hat.

Überraschung No. 4: Der Neue
Ich weiß noch ziemlich genau, was mich vor vielen Jahre, als ich noch ein Kind war, im Waldstadion am allermeisten fasziniert hat. Es gab damals einen Stürmer aus Ghana, und wenn der den Ball vor die Füße bekam, kam auch das Publikum auf seine Füße. Auch wenn er tief in der eigenen Spielhälfte loslief, die Menschen sprangen hoch von ihren Sitzen, das Oval raunte den Mann nach vorne und mündete fast immer übergangslos im Torjubel. Gestern hat Marcel Heller zum ersten Mal durchgespielt. Irgendwann in der ersten Hälfte bekommt er den Ball zugespielt, er steht rechtsaussen, nahe der Mittellinie, sprintet los, überläuft zwei Gegner und passt dann in die Mitte. Da steht leider keiner. Dafür stehen wir. Und raunen, alle zusammen. Für den Rest Spiels, bei jedem Ballkontakt. Ich traue meinen Augen ebensowenig wie meinen Ohren. Aber unten rennt Heller. In zwei Gegner rein, Drehung, wieder raus. Mit dem Ball. Und dann aufs Tor zu. Immer schneller, immer selbstverständlicher. Ich schaue meinen Nachbarn an und sehe in glänzende Augen. Heller erläuft sich den Ball schon wieder, ich habs gar nicht gesehen, aber ich weiß es, denn mit einem Mal springt die vollbesetzte Gegentribüne geschlossen auf und raunt.

Kein Ei dabei: Noch nicht.
Endlich wieder ein Spieler, der weiß was er will. Der schnell ist und dabei den Ball nicht verliert. Der mit ein paar Szenen dem Publikum ein Gefühl gibt, dass im Waldstadion so seit fünfzehn Jahren verloren schien. Und das, ohne ein Tor zu schießen.

Freitag, 2. Februar 2007

Derbyfieber anyone?

Morgen geht es also gegen Mainz, zum Rhein-Main-*hüstel*-Derby. Wieviel unerbitterliche Rivalität in solch einem Nachbarschaftsduell liegen kann, und vor allem wie man sich auch in Zeiten, in denen die Vereine in unterschiedlichen Ligen spielen, nachhaltige Ressentiments bewahrt, beweisen derzeit die befreundeten Topklubs aus Köln und Leverkusen. Die Bayer AG vepflichtet zur kommenden Saison einen talentierten Nachwuchstürmer der Geißböcke, eine auch in Frankfurt nicht unbekannte und durchaus branchenübliche Verfahrensweise, die die Pillendreher immer wieder erfolgreich umsetzen können. Es entwickelt sich eine hitzige Diskussion um Moral von Vereinsverantwortlichen und Spielern die in der nur in der lokalen Rivalität zu begründenden Feststellung des Kölner Trainers gipfelt, Bayer habe Angst vor dem akut aufstiegsgefährdeten FC und versuche nun ihn gezielt zu schwächen. Proaktiv, sozusagen. Gipfelt? Nein, Es-gibt-nur-einen-Rudi-Völler fühlt sich jetzt bemüßigt diesen Trainer mit gezielten Hinweisen auf seine abgelegten Schnupfgewohnheiten auf dem Weg zum rhetorischen Höhepunkt zu überflügeln. Man darf schon heute auf das nächste Fußballspiel dieser Giganten der Derbykultur gespannt sein, irgendwann im Jahr 2008 oder 2009.

Frankfurt hat vor der Saison in wochenlangem Tauziehen einen nicht mehr ganz so jungen aber bestimmt auch talentierten Stürmer von Mainz gekauft. Mainz im Gegenzug einen ehemals talentierten und zwischenzeitlich zum Aussenverteidiger umfunktionierten Ex-Stürmer der Eintracht. Schlammschlacht? Fehlanzeige. Die einzig Derbyrelevante Information von Carsten Knoop, dem Frankfurter Pressesprecher war vor dem Spiel, dass die Mainzer Anhänger auch "mit Fanutensilien" im Waldstadion willkommen seien. Nach den Ereignissen im Hinspiel eine Art Anti-Affront. Und selbst aus Mainz, in den letzten Jahren sowieso eher die Quelle künstlicher Sticheleien, bleibt es vor diesem Spieltag erstaunlich ruhig.

So ist es an uns, die objektiv bewertbaren Kriterien des vorläufigen Höhepunkts des Fußballjahres gegeneinander aufzuwiege(l)n:

Funkel vs. Klopp

Der eine der Grandseigneur der arbeitenden Fußballbewegung, der andere der medial gewordene Albtraum eines Schwiegersöhnchens mit Trainerlizenz. Punkt für die Eintracht.

Attilla vs. Bajazz

König der Lüfte gegen einen peinlich geschminkten Spassvogel, der soweit ich das mitbekommen habe, noch nicht mal in der eigenen Fanszene wohlgelitten ist. Punkt für die Eintracht.

Thurk vs. Cha

Die beiden ausgetauschten gebürtigen Frankfurter. Kein klarer Trend erkennbar. Sollte Cha spielen, wäre ihm aber der eine oder andere Schnitzer mehr als zuzutrauen. Also Punkt für die Eintracht.

Jako vs. Lotto

Okay, der Frankfurter Ausrüster ist eher der Biedermeier der deutschen Trikothersteller. Was sich aber die italienische Designgilde in Punkto Farbkombination und Schnitt bei den in dieser Hinsicht bedauernswerten Mainzern gestattet hat läßt nur einen weiteren Punkt für die Eintracht zu.

Bruchhagen vs. Heidel

Bodenständig und sachlich der Frankfurter Manager, immer wieder überzeugend durch kontinuierliche und unaufgeregte Aufbauarbeit für den Verein. Auf der anderen Seite schafft es Heidel nicht, für die Rückrunde einen neuen Stürmer zu verpflichten, der auch eine Spielgenehmigung besitzt. Und das seit Jahren diskutierte neue Stadion ist jetzt wohl in letzter Minute auch gescheitert. Punkt für die Eintracht + Sonderpunktabzug für Mainz.

Die Liste ließe sich fortsetzen, die Tendenz aber ist klar: Mainz hat von vorneherein ausgezählt und müsste gar nicht anreisen. Und wir freuen uns auf das einzig echte Derby am 27. Februar.

Mittwoch, 31. Januar 2007

Handspiel

Vielleicht bin ich nur ein Ignorant. Andererseits macht es einem die Programmgestaltung der Fernsehsender verhältnismässig einfach von der WM im eigenen Land nichts mitzubekommen. Umso erstaunlicher wie das dank dem guten Abschneiden der Deutschen Nationalsechs rasch herbeigeschriebene 'Wintermärchen' von uns Öffentlichkeit dann doch als der logische Fortsatz des abrupt zu Ende gegangenen Fußballmärchens aus dem Sommer antizipiert wird. Als ich gestern jedenfalls pünktlich um kurz vor sieben meinem Lieblingstresenplatz in der Lieblingsfußballkneipe entgegenstrebte fand ich diese voll gepackt und ausgelassen wie zuzletzt im Juni. Häh? Anpfiff is doch ernst inner Stunde? Der Blick in die Runde verrät: nicht viel neues, fast ausschließlich die bekannten Gesichter der Freunde des englischen Proletariersports. Der Blick auf die Mattscheibe zeigt: Ball zu klein, Tor viel zu klein, ein astronomisch hoher Spielstand: das kann kein Fuß-, das muss Handball sein! So habe ich dann meine ersten Fernsehminuten dieser Handball-WM erlebt, und das gleich im Rahmen einer neudeutsch dem 'Public Viewing' zuzuordnenden Veranstaltung. Mit der Schlusssirene bricht unermesslicher Jubel los. Bei der echten WM wären wir jetzt alle vor die Tür gegangen und hätten in der Abendsonne gefachsimpelt. Aber draussen ist es kalt, dunkel und zum Fachsimpeln fehlt es uns Vollbluteintrachtlern ohne Ausnahme an Handballfachverstand. Allgemeiner Tenor: "Ei, interessiert mich doch gar net. War bei Olympia aber auch schon cool zum gucken." Einer geht dann doch nach draußen, es ist der einzige, er geht allein und verabschiedet sich mit den Worten: 'Seht ihr, da ist doch viel mehr los als in so einem Fußballspiel!" Immerhin wird so mein Tresenplatz frei. Erleichtert nehme ich Platz und fange an mir Gedanken zu machen, wie der künstlich überhöhte Adrenalinspiegel mit dem Auswärtsspiel in Wolfsburg klarkommen wird. Nach acht Spielminuten geht VW in Führung, die WM-Stimmung kippt, das gewohnte Klangbild aus bitteren Lamentos und kleinen Pöbeleien stellt sich ein, alles beim alten. Als wir in der 2. Hälfte auch noch völlig unverdient in Führung gehen übertrifft der Fuß die Hand auf der nach oben offenen Euphorieskala mühelos, die Verhältnisse der Volkssportbegeisterung scheinen wieder gerade gerückt. Wir sprächen hier aber nicht von der Eintracht, hätte es ein letztes Zucken des Handballgottes Mike Hanke nicht ermöglicht kurz vor Spielende, einem Kreisläufer gleich, aus zentraler Position freistehend einzunetzen, während sich unsere Abwehrspieler elliptisch um dem Elfmeterpunkt stehend versammelt hatten, als gelte es den Torraum vor Henning Fritz abzudecken. Nehmen wir das als eine Mahnung. Der Handball spukt weiter. Mindestens bis zum Endspiel am Sonntag. Handle with care!

Dienstag, 30. Januar 2007

Frankfurter Vollfrisur

An manchen Tagen könnte man sich, etwas mehr Gelenkigkeit vorausgesetzt, mit Fug und Recht in den Allerwertesten beissen. Mir ging das zuletzt am Sonntag so. Da nämlich lichtete sich eine mehrtägige Phase geistiger Umnachtung und mir wurde klar: Auswärtsspiel in Wolfsburg ist nicht erst nächstes Wochenende sondern mitten an einem englischen Wochentag. Dem Tag, der seit einem Telefonat als mein nächster Termin zum Haareschneiden vorgesehen ist.

Vorgeschichte: Am 17. Dezember 2005 spielt die Eintracht bei Borussia Mönchengladbach. Kalte Luft, schlechtes Wetter, kurz vor Weihnachten: Ein Spiel, bei dem eigentlich nichts gutes rauskommen kann. Um Nerven für die Rückrunde zu sparen und mir das Elend einer Fernsehübertragung zu ersparen lasse ich mir pünktlich um 15.30 die Haare einschäumen zurechtstutzen. Dann die Überraschung: bei Verlassen des Salons zeigt der im Hintergrund mitlaufende Videotext eine 2-0 Führung (2 x Copado) für die Schwarz-Roten an. Mit einer Mischung aus Euphorie und Unglauben geht es Heimwärts - dort angekommen der Endstand: 4-3 für Gladbach.

Am 17. November 2006 wird der wild wuchernde Haarwuchs erneut in die Schranken gewiesen. Abends dann Auswärts in Bochum. Zwischenstand 2-0 (2 x Streit), Endstand 4-3 für den Revierverein der Unterpriveligierten. Ich schwöre mir, dass self-fulfilling coincidences wie dieser nie wieder vorkommen dürfen.

Bis mich der Tran der Winterpause letzte Woche wieder in die Falle gelockt hat. Gestern war Montag, also der Sonntag der Haareabschneider, Terminänderung nicht mehr möglich. Fernsehverträge machen kurzfristige Spielabsagen unmöglich. Wäre ich ein notorischer Tipper würde heute abend alles auf Autostadt gesetzt. Aber ich habe auch meinen Stolz. Und ein bisschen Hoffnung. Der Bann wird gebrochen werden!

Montag, 29. Januar 2007

Konstituierende Vollversammlung

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Vollbesitz aller geistigen und körperlichen Kräfte habe ich mich am heutigen Montag vor meinem Rechner versammelt und dem lange gehegten Wunsch nach einem Weblog auf Frankfurter Niveau Folge geleistet.

Was ist Frankfurter Niveau?

Im Oktober vergangenen Jahres schritt ich in Fröttmaning der U-Bahn entgegen. Die Frankfurter Eintracht hatte kurz zuvor, wie erwartet, das Auswärtsspiel gegen Bayern München verloren. Zu Häme seitens der bayrischen Trachtenbummler gab es keinen Anlass. Das Ergebnis an sich war schnell entschieden, das Spiel entsprechend und die Sterilität der neuen Arena hatte jegliche aufkommende Erregung der Zuschauer absorbiert. Dass der Fußmarsch gen ÖPNV allerdings zu einem wohligen Bad in von fast allen Seiten anbrandenden Sympathiebekundungen werden würde war dann doch überraschend. In das redundante "Droa Punkte doageloassen, und dann auch noch zünftig Stimmung gmacht" mischten sich auffallend oft aufmunternde Kommentare wie: "Und nächst Woch spuits iah doch gegn Gladbach, da holts doch ois wieder raus, des wird a Schützenfest, glaubsts!?!" In Fröttmaning muss man sein U-Bahn-Ticket noch abstempeln, deswegen steht man lange in der Schlange und hört sich derartiges so oft an bis man bemerkt dass die Bazis dass tatsächlich ernst meinen. In meiner nächsten Umgebung habe ich dann versucht für Aufklärung zu sorgen: "Nein nein, ja ja, schon, aber wir sprechen hier doch von der Eintracht... Die Bayern gewinnen zuverlässig immer gegen alle aus den unteren Tabellenregionen. Aber die Eintracht passt sich zu oft dem Niveau des Gegners an. Solche 'sicheren Siege' vergeigen wir, wenn nicht seit Vereinsgründung, so doch seit mindestens 20 Jahren!" In der folgenden, von ungläubigen oberbayrischen Zwischenrufen geprägten Diskussion kristallisierten sich zwei Schlüsselformeln heraus:

1. DIE MÜNCHNER SICHT AUF DIE DINGE, ergo: Der nächste Gegner ist schwächer als wir, also hauen wir den weg!

2. DAS FRANKFURTER NIVEAU, will heißen: Der nächste Gegner ist zwar noch schwächer als wir, das wissen unsere Spieler dummerweise aber auch und werden sich vermutlich dementsprechend verhalten. Besser nicht zuviel erwarten, hoffentlich blamieren wir uns nicht wieder, hoffentlich gibt es wenigstens Vollbier im Stadion.

Diese sich fast diametral gegenüberstehenden Erwartungshaltungen bezüglich Spiel und Resultat sind natürlich durch die jeweilige Fußballsozialisation bedingt, haben mich in Ausprägung und vor allem dem der Frankfurter Haltung entgegengebrachten Unverständnis nachhaltig verwundert. Dem wird jetzt Abhilfe geschaffen. Hier entsteht der weltweit größte Tummelplatz für eine kritische Kommentierung des FußbAlltags aus der Frankfurter Sicht der Dinge.
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