Steckt der Verein des Herzens in einem vorübergehenden Mini-Tief ist man froh, wenn wenigstens alle Instanzen einer Meinung sind und am sprichwörtlichen einen Strang ziehen.
Bestandsaufnahme des Spielers Ochs: "In allen Mannschaftsteilen stimmt die Abstimmung nicht, die ganze Mannschaft hat einen kleinen Knacks."
Mist. Bis zuletzt hatte ich gehofft, dieser Eindruck entstünde allein durch die verzerrte Perspektive von meinem Platz im Stadion.
Der Trainer: "Ohne Wenn und Aber bin ich zu hundert Prozent davon überzeugt, dass wir diese Situation überstehen und unser Ziel erreichen werden."
Klänge beruhigend, wäre es nicht seine Lieblingsmeinung. Diesen Satz wird er so wohl auch noch formulieren wenn wir die Tabelle erst mal auf den Kopf gestellt haben.
Der Vorstandsvorsitzende: "Wir waren der festen Überzeugung, dass wir nicht in die Lage kommen werden, in der wir uns nun befinden. Jetzt kamen auch noch Ergebnisse der Konkurrenten hinzu, die wir so nicht erwartet hatten. Es hat sich mal wieder gezeigt, wir müssen die notwendigen Punkte selbst holen."
Sowas. Damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Gut, dass wenigstens der Aufsichtsrat einen klaren Kopf behält und die Sachlage auf den Punkt bringt:
"Kennt Ihr den? Der deutsche Trainer sagt: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Was sagt sein österreichischer Kollege? Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst."
Höhö. Nö. Aber Hauptsache gute Laune!
frankfurterniveau - 20. Feb, 12:07
Zu den wenigen positiven Dingen, die man über den Frankfurter ÖPNV sagen kann, gehörte bisher dessen Resistenz gegenüber der mehr als fragwürdigen Namensrechteverwertungspraxis im globalen Markt Bundesliga. Mit welcher Wortmissbildung einige wenige das Waldstadion seit einiger Zeit umschreiben, dürfte hinlänglich bekannt sein. Als nun der seit 1933 'Sportfeld' genannte S-Bahnhof 61 Jahre nach der Befreiung nicht zur Filiale einer Großbank, sondern schlicht in 'Stadion' umfirmierte, wurde das von den Traditionalisten in der Fanbasis als Erfolg gefeiert. Als genauso erfreulich quittierte man die Straßenbahnen, die weiterhin trotzig 'Stadion' auf ihrem Fahrtzielschild angaben. Das war eine der letzten Konstanten inmitten all der sich immer schneller zum Ärgerlichen entwickelnden Nebensächlichkeiten unserer neuen Stadionsphäre. Deswegen war ich auch nicht allzu beunruhigt, als ich die Stadionbahn am frühen Freitagabend vor meiner Nase davonfahren sah. Die nächste würde sicher gleich kommen. Doch weit gefehlt. Es kam keine mehr. Die Blankoschecks/Einstweiligen Verfügungen der Arenabetreiber zeigen offenbar doch Wirkung bei den Verantwortlichen des RMV. Die Bahnen haben jetzt ein anderes Ziel. Erst wollte ich gar nicht einsteigen. Dann hab ich mich doch mitnehmen lassen, ich wollte ja das Spiel sehen. Das war dann aber wieder zum wegschauen. Der Zug ist wohl abgefahren.
frankfurterniveau - 18. Feb, 15:07
Das erste offizielle Ligaspiel mit künstlicher Beleuchtung wurde im Mutterland des Fußballs, und da in Portsmouth, im Februar 1956 ausgetragen. Schon kurz darauf, im Juni diesen Jahres, spielte die Eintracht gegen eine DFB-Auswahl probeweise ein erstes Spiel bei Dunkelheit am Riederwald. Die notwendige Beleuchtung musste man sich bei einer Wiesbadener Filmproduktion ausleihen. Zum nächsten Flutlichtspiel gegen Kaiserslautern (5-1) kamen über 40.000 Zuschauer an die am späten Abend taghell erleuchtete Spielstätte im Frankfurter Osten. Die Eintracht nahm dies zum Anlass, im Riederwaldstadion die deutschlandweit erste Flutlichtanlage zu installieren, die nicht von konventionelle Glühbirnen, sondern von modernen Leuchtstoffröhren befeuert wurde. In der Folge wurde der parallel zur Endrunde um die deutsche Meisterschaft ausgetragene Flutlichtpokal ins Leben gerufen. Die Eintracht trat in extra für diesen Wettbewerb genähten Flutlichttrikots an, ein ungewöhnliches Outfit mit rot-weissen Querstreifen und roten Hosen. 1956/57 standen mit dem FSV und der Eintracht gleich zwei Frankfurter Vereine im Halbfinale. Nur die SGE schaffte es bis ins Endspiel gegen Schalke. Nach zwei Unentschieden, 0-0 und 3-3, wurde die Eintracht aufgrund des besseren Eckenverhältnisses von 8-6 zum ersten Flutlichtpokalsieger erklärt.
An der ehemaligen Adolf-Hitler-Kampfbahn in Stuttgart wurde die erste Flutlichtanlage übrigens erst Anfang der 60er Jahre errichtet. Der Vorsprung von über fünf Jahren, den die Eintracht gegenüber dem VfB in dieser Disziplin besitzt, ist im modernen Profifußball kaum aufzuholen. Man darf gespannt sein, wie die Frankfurter diesen Vorteil am heutigen Abend ausspielen werden.
frankfurterniveau - 16. Feb, 14:02
Im Anfang stand er auf dem Balkon des Römer. In den Uefa-Cup wollte er uns damals schiessen. Kurz darauf konnte er dann den Leverkusenern von der Tribüne beim Uefa-Cup zugucken. Dann kommt er zurück, macht ein paar gute Spiele, ungefähr 10, die ersten wirklich beachtenswerten in seiner siebenjährigen Profilaufbahn, und kann in der Folge der Eintracht beim Uefa-Cup zugucken, von der Tribüne. Aber das hat ihn erst "richtig heiss" gemacht. Da wollte er ja sowieso hin, am liebsten mit seiner Eintracht. Über eine Vertragsverlängerung möchte er aber lieber noch nicht reden, lieber noch etwas warten. Bis er wieder gesund ist, aber dann ist die Eintracht "Ansprechpartner Nummer 1". Nach neun Monaten hat er seine Verletzung dann auch schon auskuriert. Vier sieglose Spiele und ein Eigentor später gibt er dann bekannt, dass seine Eintracht natürlich weiter "Ansprechpartner Nummer 1" sei für einen neuen Vertrag. Und fünf andere Vereine, die, na klar, "alle sicher im Uefa-Cup spielen werden". Ich wünsche Jermaine Jones von ganzem Herzen, dass er sich seinen Lebenstraum irgendwann erfüllt, am liebsten natürlich mit der Eintracht. Oder einem der anderen fünf Vereine.
frankfurterniveau - 13. Feb, 11:03
"Och" möchte man ihnen zurufen, "Ist doch nicht so schlimm!" oder "Kann ja mal passieren!" Manche Spiele aber evozieren soviel Frustration, Verzweiflung und abgrundtiefen Hass gegenüber der eigenen Mannschaft, und damit konsequenterweise gegenüber sich selbst, dass man von jedweder Kommentierung besser absieht.
An solchen Tagen wünscht man sich und seine befleckte Seele an einen Ort, wo die Menschen noch hässlicher sind, die Strassen noch grauer und das ganze Dasein noch trostloser erscheint. Also Offenbach. Und da geht man am Besten auf die AsiaLiving, einen ausgelagerten Ableger der Ambiente, die ehrlicherweise ChinaLiving heißen sollte. Ein derartiges Sammelsurium von Abgekupfertem, billig Produziertem und größtenteils völlig Wertlosem verdient sich wohl nur in Offenbach das Prädikat "Messe". Es ist ein Tiefpunkt, am liebstem möchte man in hysterisches Gelächter ausbrechen. Würde einen diese erbärmliche Zusammenstellung nicht so fatal an den Frankfurter Lizenzspielerkader von 2002/03 erinnern. Und damit ist man auch schon bei der nächsten Assoziation, die man an einem solchen Wochenende nicht brauchen kann. Also nichts wie weg vom Ort des Grauens. Und kaum ist man aus Offenbach wieder draussen bricht die Wolkendecke auf, zum ersten Mal seit Tagen. Aber die Sonne scheint nicht mit mir, sie scheint mich auslachen zu wollen... Bleibt die letzte Hoiffnung am Freitag wieder selbst lachen zu können, über die Emporkömmlinge aus Stuttgart.
frankfurterniveau - 12. Feb, 11:46
Die Eintracht muss nach Leverkusen. Die Betonung liegt auf muss. Es müssen endlich wieder Tore auf der richtigen Seite verhindert und auf der anderen erzielt werden. Es müssen Punkte her. Der Abwärtstrend muss gestoppt werden.
Müssten wir dafür nicht ausgerechnet nach Leverkusen, es würde vermutlich auch keiner auf die Idee kommen, da freiwillig hinzugehen. Absolut unerklärlich erscheint es daher, aus welchem Grund immer noch so viele junge Talente ihre Karriere bei der Werkself frühzeitig beenden. Früher, vor etwa 10 Jahren, war das mal anders, da war man in der Kölner Peripherie tatsächlich noch so eine Art Talentveredelungsschmiede, das Gladbach der 90er. Aber jetzt? Einige der in diese Kategorie der talentierten Jungen gehörigen sind mittlerweile wieder zu ihren Stammvereinen gewechselt, u.a. auch zurück zur Eintracht. Und aufgrund der notorischen Unfähigkeit der Leverkusener, entscheidende Spiele zu gewinnen, investiert nicht mal mehr der Mutterkonzern soviel Geld wie früher in die Mannschaft. Auch RWE will nicht mehr Sponsor sein. Wer war eigentlich der letzte, für den Bayer als Startrampe in eine noch bessere Zukunft funktionierte? Michael Ballack? Trotzdem versandet, Jahr für Jahr, ein gerüttelt Maß an deutscher Fußballhoffnung im Getriebe des Plastikklubs. Müssen die denn wirklich alle dahin??
frankfurterniveau - 9. Feb, 08:33
Ungetrübte Freude bei den 1- 1,5 Millionen Kunden, die im Sommer die nicht ganz kostenlose Umstellung der Bundesligaliveübertragungen von Premiere zum neuen Sender Arena mitgemacht haben: Nach Monaten mit zum Teil heftigen juristischen Auseinandersetzungen um die Nutzung von Decodern, Smartcards und Nischenprodukte wie die Onlinerechte der höchsten Spielklasse einigen sich die Kontrahenten nun doch auf eine Kooperation, die es Premiere ermöglicht die Spiele, ganz normal wie früher, über Satellit ausstrahlen zu können. Ungetrübte Freude darüber sicher auch bei der DFL, die jetzt, von einem Tag auf den anderen, wohl auch ein Wettbieten der beiden Sender für die Spielzeit 09/10 mit erwarteten Rekorderlösen frühzeitig ad acta legen kann. Was dazu wohl Karl-Heinz Rummenigge sagt?
frankfurterniveau - 8. Feb, 12:18
In der hessischen Landespolitik gibt es zur Zeit eine niveauvolle Diskussion um die Handhabung des Nachtflugverbotes am Frankfurter Flughafen. Das Verbot darf nur in Ausnahmesituationen aufgehoben werden. Eigentlich gut. Wäre da nicht diese kontrollierende Instanz, die festlegt, welche Situationen eine Ausnahme sind und ein Umgehen des Flugverbotes rechtfertigen. Die besteht aus Erwägungen der Praktikabilität nämlich aus Angestellten des Flughafenbetreibers. Das Prädikat 'kontrollierend' kann man daher bedenkenlos streichen.
In der Weltpolitik ist man schon weiter. Beispiel USA: Die amtierende Weltmacht muss sich seit kurzem wieder mit unterschiedlichen Mehrheitsverhältnissen in Kongress und Senat auseinandersetzen. Für die Regierung ist das ärgerlich, muss sie sich doch jetzt vor jeder Entscheidung einem langwierigen öffentlichen Diskurs unterwerfen.
In Fußball-Deutschland werden wir uns mit solchen basisdemokratischen Anachronismen künftig wahrscheinlich nicht mehr auseinandersetzen müssen. Eben erklärt sich Bayern Münchens Vizepräsident und Chefpopulist Karl-Heinz Rummenigge bereit, den Posten des kürzlich verstorbenen DFL-Vorsitzenden Werner Hackmann zu übernehmen. Und, oh Wunder, er hat auch schon den wichtigsten Deutschen, Bayern-Präsident Franz Beckenbauer, als Fürsprecher auf seiner Seite. Das dürfte dem ewig schwelenden Hick-Hack um den TV-Schlüssel und all den anderen ärgerlichen Petitessen endlich einen Riegel vorschieben. Das macht Hoffnung auf eine schöne neue Welt!
frankfurterniveau - 6. Feb, 13:01