Pablo Alvarez, 18jähriges Talent - das klingt nach Barcelona, Valencia oder gleich Buenos Aires. Doch Alvarez ist, anders als gedacht, kein unbezahlbarer, ballverliebter, dribbel- oder abschlussstarker Rohdiamant vom Strand oder aus den Favelas. Er wird sogar nur dann ein richtig Guter, wenn er seinem Namen keine Ehre macht und das Tore schiessen verhindert. Er ist Torhüter der A-Jugend und steht in Ermangelung eines geübteren Vertreters seines Fachs kurz vor seinem Bundesligadebut, sollte sich Nikolovs Muskelverhärtung von Dr. Seegers Massageteam nicht doch noch weichklopfen lassen. Und es wäre gar nicht schlecht wenn der Eintracht, abgesehen von Streit und Takahara bar aller angriffslustigen Spielertypen, gerade von ihrem Schlussmann ausgehend eine Art offensive Aura um die Schuhspitzen wehte. Das Toreverhindern kann, zumindest in den entscheidenden Situationen, ohnehin nur besser werden...
frankfurterniveau - 3. Apr, 15:14
Während Nürnberg und der HSV auf der Jagd nach dem Rekord für die meisten Unentschieden in einer Saison am Wochenende weiter an Boden verloren haben, fehlen der Eintracht jetzt nur noch fünf sieglose, aber doch nicht verlorene Spiele bis zur ewigen Bestenmarke. Hatten sich die Münchner Bayern vor zwei Wochen noch kategorisch geweigert, den Ball zum erlösenden Ausgleich einzunetzen, lief gegen Gladbach wieder alles wie am Schnürchen. Nur zum Spielende galt es einige Schreckminuten zu überstehen, als der Schiri trotz des Wunschergebnisses partout nicht abpfeiffen wollte.
Bisherige Rekordhalter sind mit jeweils 18 Unentschieden die beiden 1.FCK's, Köln und Kaiserslautern. Reichte das fußballdiplomatische Glanzstück für erstgenannte in der Spielzeit 91/92 noch zum 4. Platz, mussten die Pfälzer 95/96 trotz der Spitzenbilanz absteigen.
Bei noch sieben verbleibenden Partien darf die Eintracht jetzt nicht den Faden verlieren. Platz vier zu erreichen wird ein schwieriges Unterfangen, aber auch beim Blick nach unten muss einem nicht schwindlig werden: In der gesamten Bundesligahistorie musste ausser den Pfälzern nur eine Mannschaft, St. Pauli im Jahr 1991, trotz Krone und Insignien des Remiskönig in die 2. Liga runter.
frankfurterniveau - 2. Apr, 18:18
Spiele gegen den Tabellenletzten sind besonders schwer. Besonders für Eintracht Frankfurt. Besonders nach einem Sieg gegen eine überlegene Mannschaft im vorhergehenden Spiel. Wie oft habe ich die Geschichte von einem 6:0 gegen die Bayern irgendwann in den 70ern gehört, und vor allem dem darauf folgenden 0:0 gegen den VfL Bochum... Und wie oft hat sich dieses Schema so oder so ähnlich wiederholt. Gerade die wettermässige Aussicht auf das erste Spiel mit legitimem Sommerfußball in diesem Jahr kommt der Eintracht vor diesem fußballhistorischen Hintergrundwenig wenig zupass.
Die Spielorganisation betreffend sollte man sich zu keinerlei Prognosen versteigen. Wir treten auswärts an, traditionell wäre also eine defensive Taktik zu erwarten. Noch defensiver als zuletzt sogar im Heimspiel geht aber gar nicht. Ausserdem würde eine solche Spielweise gegen die schwachen Gladbacher vermutlich zu einer Partie mit extrem wenig Ballkontakten führen. Also vielleicht doch ein bisschen mutiger, wie das in Nürnberg fast schon funktioniert hätte? Funkels Laufwege erscheinen von Woche zu Woche immer schwerer zu ergründen. So könnte Gladbachs bester, Marcell Jansen, zur größten Hoffnung für Frankfurt avancieren. Wenn er sich unter der Woche auch nur annähernd so müde gelaufen hat, wie es die Länderspielübertragungen hoffen lassen, könnte rechts vorne für die Eintracht was gehen. Man darf also gespannt sein, wie es um die Regenerationsfähigkeit der 21jährigen von heute bestellt ist...
frankfurterniveau - 30. Mär, 11:47
Die Entwicklung hin zu einem professionell geführten Fußballunternehmen ist bei der Eintracht Frankfurt Fußball AG nicht zu übersehen. War die Vereinsführung bis vor wenigen Jahren noch vorwiegend von zwielichtigen Finanzjongleuren und Personen aus der Frankfurter Halbwelt zusammengestellt, so hat sich mittlerweile seriöse und kontinuierliche Arbeit auf allen Instanzen durchgesetzt.
Wirklich überall? Nein! Die medizinische Abteilung bildet die letzte Bastion launisch-divöser Fehldiagnosen. Nach einer mysteriösen Anhäufung von Bandscheibenvorfällen, die bei mehreren Spielern zu monatelangen Ausfällen führten, ging es weiter mit der Schmerzmittelbehandlung und den bekannten Folgen für das Schienbein von Jermaine Jones. Besonders frappant ist das Beispiel Markus Pröll. Letzte Saison noch wegen einer Ellenbogenverletzung fast ein halbes Jahr ausser Gefecht, sind es in dieser Spielzeit seine Rippen, die den Sportmedizinern Rätsel aufgeben. Erst waren sie geprellt, dann scheinbar geheilt, wieder geprellt, nach längerer Zeit ohne Besserung stellte ein anderer Arzt eine Nerveneinklemmung fest, und jetzt, schlappe 9 Wochen später, hat man auch noch eine Fraktur gefunden. Dafür musste musste eine radioaktive Flüssigkeit einjiziert werden, eine Behandlungsmethode die ich von Dr. Nick Riviera aus den Simpsons zu kennen glaube. Und Amanatidis, den ich für verletzt gehalten hatte, konnte am Wochenende für Griechenland doch spielen. Bis er sich wieder verletzt hat, ein Muskelfaserriss im Rippenbereich. Oder sowas.
frankfurterniveau - 29. Mär, 16:41
Ein Testspiel der Nationalmannschaft mitten in der entscheidenden Phase der Bundesligasaison, nur vier Tage nach einem ungleich wichtigeren Qualifikationsspiel, noch dazu mit einer als B-Elf bezeichneten Auswahl von Nachwuchspielern? Einen drögeren Fußballabend mag man sich gar nicht vorstellen. Glücklicherweise haben die Testgegner aus Dänemark den drohenden Unterhaltungsnotstand gerade noch rechtzeitig erkannt und machen den Umstand, dass in dem Testspiel Spieler getestet werden zum Stein des Anstosses. „Wenn man ein Länderspiel bestreitet, bietet man die beste Mannschaft auf. Da muss man doch gar nicht diskutieren“, so die Meinung von Stürmer Tomasson. Deswegen, findet die dänische Trainerlegende Olsen, sei es "respektlos und egoistisch", sowas "mache man einfach nicht". Mittelfeldspieler Poulsen wirft ein, er habe dieses Jahr "sicher mehr Spiele als jeder deutsche Spieler“ gemacht, und trotzdem macht er auch heute mit. Daniel Jensen fasst den Ärger zusammen: "So etwas darf man nicht machen und hätte es vorher sagen müssen."
Verblüffend, wie man aus den klassischen Vorboten eines Testspiels eine Dramatik und Motivationshilfe erzeugen kann, die auf wütende Sturmläufe, energische Blutgrätschen und ein aufregendes Spiel hoffen lassen. Aus der Überzeugung, dass unsere Nachbarn im Norden nicht lügen und das alles so eintrifft sage ich schon im Vorraus: Danke Dänemark!
frankfurterniveau - 28. Mär, 11:40
Viele Fußballer beschweren sich häufig über das Bild, das die Medien, und da besonders der Boulevard, von ihnen zeichnet. Kaum eine Woche vergeht, in der sich nicht irgendein Bundesligaspieler ans Bein gepinkelt, ein Sportdirektor falsch zitiert oder ein Trainer denunziert fühlt. So hat während der laufenden Saison z.B. die komplette Mannschaft von Schalke 04 einen mehrwöchigen Presseboykott durchgezogen, weil sie sich als Opfer gezielter Fehlinformationen sahen und alle beleidigt waren. Und letztes Jahr, die meisten erinnern sich, hätte die Bild es kurz vor der WM ja fast noch geschafft, unseren damaligen Bundestrainer wegzustänkern. Die Kampagne lief unter dem Motto "Grinsi-Klinsi".
Das nimmt sich jedoch wie ein Kosename aus, wirft man einen Blick auf die Art und Weise, in der die englische Sun über ihren glücklosen Nationalcoach Steve McClaren aus dem Trainingslager in Andorra schreibt:
"At 12.50 a volley of shots could be heard coming from the fort just above the team HQ.
For one moment, we thought McClaren may have reached for the service revolver and done the honourable thing."
Dann haben sie aber herausgefunden, dass die Räumlichkeiten von einem Schützenverein genutzt werden. Klinsmann sollte vor diesem Hintergrund seine Fehde mit der Bild beenden und sich für die subtile Unterstützung in der schweren Zeit nach dem Florenz-Spiel bedanken. Und ich werde mich bemühen, auch in Zukunft die Arbeit von Friedhelm Funkel mit dem gebührenden Niveau zu bewerten.
frankfurterniveau - 27. Mär, 19:22
Genauso erstaunlich und erfreulich wie das Spiel der Nationalelf war die akustische Untermalung der mitgereisten Schlachtenbummler. Selbst bei dem nationalen Höhepunkt im letzten Sommer beschränkte sich das Vokabular der Kurven weitgehend noch auf die alten Langweiler "Schland!", "Sieg!" und ein vereinzeltes "Steht auf!". Inzwischen scheint der offizielle Coca-Cola-Fanclub Nationalmannschaft in den Bundesligastadien mindestens soviel gescoutet zu haben wie Löw und Flick. Sogar die politisch korrekte Strophe der Hymne wurde mehrfach angestimmt und durchgesungen, das kennt man sonst nur von Franzosen oder Engländern. Auch wenn der Choral bei den hohen Tönen noch einige Schwierigkeiten hatte die stimmliche Contenance zu halten, mit ein wenig Übung im Testspiel gegen Dänemark könnten Spieler und Zuschauer unisono zum Spitzenfußball aufschliessen.
Ein wenig mediale Schulung könnte auch dem Co-Trainer nicht schaden. Nicht nur auf der Bank sitzend wirkte er neben Löw und den Starspielern etwas blass, auch in den zwei Interviews des Abends zeigte er Vogts'sche Unsicherheiten, liess sich von Lierhaus mehrmals rhetorisch ausspielen und drehte sich von der Kamera fast weg. Ein Einzeltraining mit Lukas Podolski sollte Abhilfe schaffen. Dann klappts auch mit der Monika...
frankfurterniveau - 26. Mär, 10:25
Der dornenreiche Weg zum Sommermärchen 08 führt unsere mythenumrankte Nationalelf dieser Tage durch die tschechischen Wälder, mit kleinem Umweg sogar durch das Siebengebirge, in die goldene Stadt Prag. Dort wartet Großmutter Koller, die aus ihrer neuen Heimat Monaco alte Form und sicher auch einen Korb mit Rotwein mitgebracht hat. Porzellanweiße Haut und Haar, dunkel wie Ebenholz? Das muss Dornröschen oder Tomas Rosicky sein. Er ist angeblich leicht verletzt. Unterstützt werden sie von den Nürnberger Märchenprinzen Polak und Galasek. Nicht zu vergessen Torwart Cech, der eiserne Ritter mit Karbonhelm. Verzichtet werden muss auf die Bremer Stadtmusikanten. Klose soll in der Heimat sein Instrument üben, und auch Borowski trifft zuletzt nicht den richtigen Ton. Also müssen Poldi und Schweini Hase und Igel spielen. Und mit Hase sind wir fast schon Philipp Lahm. Alle drei dürfen sich nicht wieder wie von der launischen Diva verführen lassen. Christoph Metzelder muss auf dem Weg nach Mailand oder Madrid die Flutlichtbeleuchteten Bälle verfolgen wie Hänsel die vom Mondschein erhellten Kiesel. Hexer Lehmann wird niemanden von seinem Lebkuchentor naschen lassen. Und dann gibt es ja auch noch einen Wolf, der mit Ballackfrisur aus England herüberkommt und sicher nicht nur heulen will...
Vom Training war nur zu erfahren, dass Joachim Löw, ganz Vater des Erfolgs, die Einheit auf den sonnigen Vormittag vorgezogen hat, so dass alle Mann in kurzen Hosen spielen konnten. Am Abend gab es ein Black Jack- und Pokerturnier, bei dem die eigens aus Gravenbuch herbeigeholten U21-Spieler den A-Nationalen offenbar die Hosen ausgezogen haben. Es gilt folgerichtig das alte Motto: Pech im Glückspiel, Glück in der Ferne. Und wenn sie nicht verloren haben...
frankfurterniveau - 23. Mär, 13:17